18.04.2021
“…Da lacht er, und mit einem zufriedenen »Das wohl!« nimmt er einen kräftigen Zug aus dem Krug und rutscht vom Stuhl, so als wenn ein Sack Rüben vom Karren fällt…” Sonntag-Nachmittag, Zeit für ein bisschen Fantasy. “Fluff” nennen wir “Pen and Paper”-Spieler stimmungsvolle Texte, die wir gerne benutzen, um eben in die entsprechende Welt geistig zu gelangen, in die sich unser spielender Charakter austoben darf. Und ich hatte mir heute ein 160 Seiten starkes Büchlein (16×11cm) durchgelesen. “Das Heldenbrevier der Gestade des Gottwals - Reiseberichte aus Thorwal und dem Gjalskerland”, aus der Spielewelt “Das Schwarze Auge” von Carolina Möbis. Dieses Buch entstand und erschien gerade erst durch das Mitwirken von kauffreudigen Spielern und Spielleitern des gleichnamigen Crowdfundings und beschreibt im Groben durch romanartige Passagen, das Lebensgefühl, die Orte, Riten und Folklore des jeweiligen Landes, durch eben die Bevölkerung selbst. Für die Nicht-DSAler darf ich bemerken; “Thorwal und das Gjalskerland” ist ungefähr, wenn Wickinger und die Vorfahren Schottlands sich in einem Szenario im vormittelalterlichen Skandinavien tummeln.
Dieses Heldenbrevier beschreibt zumeist in der Ich-Erzählform, einen reisenden tulamidischen Heimamud [Geschichtenerzähler], der sich im Gjalskerland befindet und auf eine gjalskerländische Durro-Dûn [Tierkriegerin] trifft. Sie erkennen Gemeinsamkeiten, lernen sich einander kennen und beginnen eine Queste, die sich weit über die Grenzen ihres Haerad [Dorf/Gemeinschaft] erstreckt. Der rote Faden sind die Tätowierungen des Hautbildstechers namens Norri, der immer wieder in verschiedenen Versionen in dem Buch auftaucht. Da der Heimamud seine Erlebnisse in Tagebuch- oder Briefform aufschreibt, die er seiner Freundin in seiner Heimat schickt, nimmt der Leser dadurch an seinen Abenteuern teil. Wir erfahren auch, warum Gerüche und Aromen eine besondere Bedeutung in dem kargen Land haben. Unterbrochen werden diese Erlebnisse von z.B. Tavernengesprächen oder den Vortrag darüber, warum man die Stadt Olport lieber nicht über Land anreisen sollte.
Das alles ist der Autorin atmosphärisch gut gelungen, niederzuschreiben. Besonders oft habe ich bei besonderen Erlebnissen im Gjalskerland und Olport geschmunzelt. Meine derzeitige DSA-Spielgruppe hatte genau diese Gegend gerade erst besucht. Und der von mir gespielte Skalde [thorwalischer Barde und Bewahrer der Sagas] Tjure kann dieses Jahr kein Schnee mehr sehen. Alles in Thorwal-Land kann man nicht in einem Format, wie diesen, reinschreiben. So habe ich Texte über das Binnenland am Fluss Bodir vermisst. Das ist das einzige, was ich zu bemängeln habe. Dennoch war das Buch eine gute Unterhaltung und vor allem; leicht zu lesen. Mit dem Glossar am Anhang kommt bestimmt auch jeder Nicht-DSAler mit den Texten zurecht. Ich fühlte mich recht gut unterhalten (4v5 Punkte) 🙂
“Das Heldenbrevier der Gestade des Gottwals - Reiseberichte aus Thorwal und dem Gjalskerland”
Dirk Otto - 15:50:45 @ DSA