20.03.2022
Sonntag-Nachmittag, Zeit für einen Western. “…Sie haben eben den O.K.-Pferch verlassen…” Wyatt Earp – Das Leben einer Legende (Wyatt Earp, USA 1994) von Lawrence Kasdan (Silverado, 1985).
Der Film beginnt mit dem o.a. Zitat und der Ankündigung des berühmten Kampfes am O.K.-Caroll in Tombstone, Arizona an Wyatt Earp (Kevin Costner) am 26. Oktober 1881. Dann wechselt die Szene und der jugendliche Wyatt (Ian Bohen) will sich von seinen jüngeren Brüdern verabschieden, um in die Armee einzutreten. Sein Vater Nicholas Earp (Gene Hackman) hindert ihn aber daran. Bei einem Gespräch mit der Familie erklärt Nicholas, dass die Familie nach Westen aufbrechen will. In Kalifornien will er eine Kanzlei eröffnen. Der junge Wyatt sieht in einer Westernstadt seine erste Schießerei und übergibt sich danach beim Anblick der Toten. Später arbeitet er beim Eisenbahnbau mit und bei einer Verwechselung tötet Wyatt einen Revolverhelden mit einer Billardkugel. So erwirbt er seinen ersten richtigen Revolver. Wyatt wirbt um Urilla Sutherland (Annabeth Gish) und heiratet sie, nachdem beide sich ein Haus ausgesucht haben. Wyatt war es nie wichtig, welche Arbeit er hatte. Es war ihm nur wichtig, mit seiner Ehefrau zusammen zu sein. Die schwangere Urille erkrankt an Typhus. Wyatt pflegt sie. Doch Urilla stirbt. Nach ihrer Beerdigung greift Wyatt zur Flasche und zündet sein Haus an. Neun Monate lang wird Wyatt zum Landstreicher. Er überfällt in Arkansas einen Bürger und raubt ihn aus, stiehlt ein Pferd und verkauft es. Doch der Pferdehändler verpfeifft Wyatt und er landet im Knast. Sein Vater hat ihn inzwischen gefunden und holt Wyatt gegen eine Kaution von $ 500,- heraus, gibt ihn eine Waffe und ein Pferd und sagt ihm, er dürfe niemals zurückkommen. Dann verdient sich Wyatt als Jäger bei der Büffeljagd. Er stellt die Brüder Ed (Bill Pullman) und Bat Masterson (Tom Sizemore) ein. In Wichita, Kansas wird Wyatt Deputy. Der Sherriff von Dodge City sucht Wyatt aufgrund seiner guten Reputation auf, um ihn einzustellen. Wyatt nimmt den Job mit seinen Freunden an. Doch weil Wyatt zu hart vorgeht, verliert er den Job wieder. Er schlägt sich seitdem als Kopfgeldjäger durch. Dann lernt Wyatt den ehemaligen Zahnarzt und Spieler Doc Holiday (Dennis Quaid) kennen, der an Tuberkulose leidet. Beide werden Freunde…
Die Inszinierung Insgesamt war richtig gut, obwohl die erste Hälfte der 182 Minuten Laufzeit als Story eher durchschnittlich gut waren und nur wenige kleine Scharmützel den Lebensweg des späteren Revolverhelden zeigten. Richtig gut wurde es, als Wyatt wieder zurück nach Dodge zog und die Frauen seiner Brüder sich in Tombstone einmischten. Sein Liebesleben nach dem Tod seiner Ehefrau bezog sich zumeist auf diverse Huren. Richtig spannend wurde es erst ab “Tombstone”. In dem gleichnamigen Film von 1993 sollte Kevin Costner eigentlich die Hauptrolle spielen, doch Kurt Russel ersetzte Costner, weil ihm das Drehbuch nicht gefiel. Wohl deshalb nahm Costner den Job für diesen Film an. Das Drehbuch zu “Wyatt Earp” war wirklich gut und von Dan Gordon, der auch die gleichnamige Novelle schrieb und vom Regisseur dabei unterstützt wurde. Die Darsteller fand ich alle sehr gut. Besonders habe ich mich über Karen Grassle als Mutter von Uriella gefreut, die ich aus “Unsere kleine Farm” kannte. Costners Darstellung als Junger Wyatt erinnerte mich zu stark an seine Rolle in “Silverado”, meinen Lieblingswestern. Die Ausstattung und Bilder fand ich ebenfalls sehr gut. Sogar die Musik von James Newton Howard blieb im Gedächtnis. Ich werde mich bemühen, den Filmsoundtrack zu erwerben. Aber der Nachteil ist, meiner Meinung die viel zu lange Laufzeit. Ich wusste zum Ende nicht einmal genau, worum es im Prinzip in dem Film ging, als den Lebensweg des berühmten Revolverhelden nachzubilden. Doch das war ein ständiges auf und ab. Woran sollten sich die Zuschauer letztendlich nach diesem Film erinnern? Seine jahrelange Alkoholsucht und anschließende ewig lange Alkoholabstinenz? Dass er nie auf eigene Kinder hoffen konnte? Die Freund- und Feindschaften, die er pflegte? Seine zeitweise Bigamie? Der oftmals auftauchende Spruch seines Vaters: „Nichts ist stärker als die Bande des Blutes, der Rest sind doch Fremde“? Oder das lange Hinarbeiten auf die berühmte Schießerei am O.K.-Caroll? “Mir zum Teufel reicht das Gerede.” Und selbst danach lief der Film noch über eine halbe Stunde, wo seine Brüder nach und nach abgeschlachtet wurden und er sie rächen will. “Jetzt ist er ein Marshall und ein Bandit. Das beste beider Welten…” Gerade diese Zeit fand ich überflüssig lang. Genau wie die jahrelange Krankheit von Doc Holiday. Zum Schluss, 17 Jahre später, gab es noch eine Rückblende in seiner Zeit auf Tombstone. Da dachte ich mir: Warum war die Inszinierung nicht gleich so, von Anfang an? (3 von 5 Punkte)
Trotz der extremen Überlänge des Films schaute ich mir doch noch noch das Bonusmaterial auf der DVD an, während ich anfing, diesen Text zu schreiben. Das hatte mir gut gefallen. Die Information, dass der Sheriff für das Eintreiben der Steuern damals zuständig war, wusste ich bislang nicht. Und für seine Rolle als Tuberkulosekranker Doc Holiday, nahm Dennis Quaid 20 Kilo in 4 Monaten ab. Die 11 deleted Scenes fand ich gut. Vor allem die Entscheidung, sie nicht in dem eh zu langen Film rein zu nehmen.
Wyatt Earp – Das Leben einer Legende (Wyatt Earp, USA 1994) von Lawrence Kasdan
Dirk Otto - 19:35:04 @ Hörbuch/Hörspiel