11.05.2021
“…Seit 11 Jahren ist er überzeugt, dass es am nächsten Donnerstag klappen wird…” Dienstag-Abend, Zeit für -Einer der härtesten Filme seiner Zeit- “Zelle R17” (Brute Force, USA 1947) von Jules Dassin (Stadt ohne Maske, 1948).
“In dem überfüllten Westgate-Gefängnis wechselt bei strömenden Regen, der Häftling Joe Collins (Burt Lancaster) aus einer verhängten 10-Tage Einzelhaft, zurück in den normalen Strafvollzug. Captain Munsey (Hume Cronyn) hat die Leitung über das Wachpersonal des Gefängnis und führt es mit gespielter Fürsorge und strenger Disziplin. Der Gefängnisarzt Dr. Walters (Art Smith) warnt bei einer Besprechung der Führungspersonals; das Gefängnis sei ein Pulverfass. Der Leiter des Gefängnis, A. J. Barnes (Roman Bohnen) ist überfordert; er will am liebsten die Gefangenen als Handwerker ausbilden, damit sie nach dem Absitzen ihrer Haftstrafe, in die Gesellschaft intigriert werden können. Der Industrielle McCollum (Richard Gaines) ist dagegen, weil ihm die Gewerkschaften im Nacken sitzen. Ausserdem hat McCollum Einfluss, wer über das Gefängnis die Leitung hat. Währenddessen wollen sich einige Gefangene in der Werkstatt, an den Häftling Wilson (James O’Rear) für Joe´s Einzelhaft rächen. Dabei kommt Wilson zu Tode. Zu diesem Zeitpunkt war Joe bei Dr. Walters und fragte nach der Uhrzeit. Dieser ahnt von dem Alibi, macht aber nichts dagegen. Joe plant mit seinen Zellengenossen einen Ausbruch und beim Häftling Gallagher (Charles Bickford) sucht Joe weitere Komplizen. Doch dieser hofft auf eine vorzeitige Entlassung…”
Ich habe die DVD für einen Bekannten besorgt der mir eine Liste mit Noir-Filmen gegeben hat. Ich wusste, dass mein Bekannter einen sehr guten Geschmack hat, darum habe ich mir heute den Film angesehen. Das war ein wirklich sehenswerter SW-Film aus der Nachkriegszeit, der mir nicht bekannt war und ein völlig neues Thema ansprach. Es ging vor allem um Vertrauen und der Mißbrauch von Vertrauen. Munsey stellte eine Liste von Spitzel zusammen, die ihm berichteten. Dafür benutzte er das Privatleben der Häftlinge. Besonders hart war sein Vorgehen gegen Joe´s Mitinsassen Tom Lister (Whit Bissell), da er dessen Post zensierte. Wir erfahren, dass Munsey auch Wilson eingesetzt hatte. Der immer in Reimen sprechende oder singende Calypso (Sir Lancelot) und der gut gelaunte Muggsy (Vince Barnett) waren die Comic-Artists des Films. Ich fand beide auf ihrer Art klasse. Sehr gut hatten mir die Rückblenden einzelner Häftlinge gefallen, in denen fast alle Frauenrollen vorkommen. Alle Häftlinge in der Zelle R17 teilten sich ein ikonisches Bild einer Frau, um sich an ihre Vergangenheit zu erinnern. Auch der Plan zum Ausbruch hatte Sinn. Die Häftlinge wollten den Angriff auf Höhe 633 bei Rom im 2.Weltkrieg, als Vorbild für den Ausbruch nehmen. “…wir müssen den Turm zuerst nehmen…”
Ich fand die Darsteller alle gut gecastet. Das Vorbild war eine Erzählung von Robert Patterson. Das Drehbuch schrieb Richard Brooks (Gangster in Key Largo, 1948). Die Enge der Zelle R17, fing William H. Daniels (Winchester ’73, 1950) mit seiner Kamera sehr gut ein. Der Schnitt von Edward Curtiss (Winchester ’73, 1950) während eines brutalen Verhörs durch Captain Munsey, fand ich auch sehr gut. Die spannungsgeladene Musik stammte von Miklós Rózsa (Ben Hur,1959) und war recht gut. Schon mittendrin und vor allem im Finale, sparte der Regisseur nicht mit verbaler und körperllicher Brutalität. “…Gewalt schafft Herrscher…” Das Genre “Gefängnisfilm” könnte mit diesem Film begonnen haben. “…Ich fürchte, solange ihr Menschen einsperrt, solange versuchen sie heraus zu kommen…” Ich fand die FSK18 auf der DVD-Hülle aber doch etwas übertrieben. In der Wikipedia und IMDb wird der Film mit FSK16 geführt. Die 98 Minuten Laufzeit waren genau richtig. ich fand den Film sehr gut.
(4,5 von 5 Punkte) 🙂
“Zelle R17” (Brute Force, USA 1947) von Jules Dassin
Dirk Otto - 22:33:21 @ Film