15.07.2021
Spielbericht Uhdenberg-Runde 14. Juli 2021
Aus dem Reise-Vademecum des Adeptus Minor Hagen:
Wir schreiben das Jahr 1037 nach Bosparans Fall. Eine Gruppe von Abenteurern hat sich von Uhdenberg aus in die Rote Sichel aufgemacht und die Zelte an einem Jägerpfad, einen guten Tagesmarsch oberhalb des Hammerwerkes der Familie Bargelter, aufgeschlagen[1]. In einem der Zelte sitzt der glücklose Magier Hagen und versucht, sich einen Reim auf alles zu machen, was er in den vergangenen Tagen erlebt hat, insbesondere an diesem verrückten Tag heute.[2] Neben ihm liegen Tintenfässchen und Feder und ein Büchlein mit vielen leeren Seiten. Hagen wirkt den Zaubertrick „Zauberfeder“, zieht noch einmal an seiner Pfeife und räuspert sich …
Ort: am Arsch der Welt.
Zeit: 5. Rondra.
Oder warte mal, haben wir nicht schon den siebten? Streich das! Oh, du dumme Feder … Nun gut, dann bleibt das so. Immer noch besser als selbst zu schreiben. Also weiter …
Connar ist kacken. Das gibt mir endlich Gelegenheit, meine Gedanken zu klären. Wir sitzen alle knietief in der Scheiße. So viel ist mal klar! Wo soll ich beginnen? Am besten fange ich wohl mit meinen Gefährten an und analysiere danach das Geschehene…
[Feder, setze einen Titel … Die Gefährten]
Als ich vor zwei Tagen nach Uhdenberg kam, kannte ich keinen von ihnen. Und jetzt, jetzt sind wir zusammen in den Bergen unterwegs und einige von ihnen schwadronieren schon von einer Schicksalsgemeinschaft. Sieben Kerle sind wir, ein Heptagramm, wie von einem verrückten Kind gemalt.
Connar Fuchsfell ist ein Jäger aus Uhdenberg. Ich bin heilfroh, dass er dabei ist. Ohne ihn würden wir völlig im Dunkeln tappen. Connar kennt die Gegend und die Leute hier. Er kann uns führen. Aber er verheimlicht etwas.
Dann ist da Gänseholdt Weichdaunen. Der verheimlicht auch was. Gib mir eine lange Runde Kaiser Valpos Entzücken mit ihm, dann werde ich seine Zunge schon lockern. Immerhin weiß er einen guten Becher zu schätzen und nimmt das Dasein nicht so furchtbar ernst.
Das führt mich zu unserem Ritter mit der geschwollenen Zunge. Travian von Schwarztann hält viel von Ehre und Familienbäumen und wenig von Wein und Vergnügen. Seit gestern hat er ein riesiges Schwert, größer als ein stehender Zwerg. Das ist ihm über Nacht so zugeflogen. Tja, was soll ich sagen … Travian verheimlicht auch was. Etliches. Außerdem ist er überzeugt, auf einer göttlichen Queste zu sein. Das ist eigentlich nur noch zu toppen von unserem Geweihten.
Kangrosch Roteiche ist ein Anhänger des Kor. Ein unheimlicher Geselle ist das, aber als Kämpfer kaum zu ersetzen. Sonderlich redselig ist er nicht. Du schlaue Feder ahnst sicher bereits, was ich als nächstes sagen werde … Der verheimlicht auch was. Hat heute mit Travian getuschelt und ist seitdem noch verschlossener. Neuerdings hat er auch noch Visionen. Hält sich für einen Adler oder dergleichen. Rauschmittel nimmt er keine, soweit ich weiß.
Dann sind noch zwei Zwerge in unserem Heptagramm. Zum Glück, ich mag die kleinen Leute einfach.
Bartofix ist der merkwürdigste Zwerg, den ich je gesehen habe. Ein Brillantzwerg, der seinen Streitkolben falsch rum hält und schwächlicher ist als ein klappriger Bibliothekar. Aber wenn es um Glanz und Gloria geht, um das große Drama mit Gesang und Instrument, dann wird er zum mächtigen Riesen. Bis vor kurzem hatte er sogar Karten mit seinem Namen und Konterfei drauf.
Aurinosch wiederum ist ein Hügelzwerg, der mir als Einziger nichts zu verheimlichen scheint. Und tapfer ist er. Gestern haben wir gegen Harpyien gekämpft. Erst kurz vorher hatte ich von ihm erfahren, dass diese Vogelweiber ihm einst seine Verlobte gestohlen haben, wobei er auch sein rechtes Ohr einbüßte. Kein Wunder, dass er mit Begeisterung einen Harpyien-Kopf auf einen Spieß gerammt hat …
Das ist sie also, meine Kompanie aus Uhdenberg. Ein Vogel schräger als der andere, und für einen Bericht reichlich nutzlos. Überall Geheimniskrämerei. Und was der Bartofix da heute morgen fabuliert hat, hilft uns auch kaum weiter. Wirrer als ein besoffener Alchimist hat er geredet, und mit denen habe ich Erfahrung.
Auf dem Weg nach Uhdenberg habe ich öfter über den Spruch aus dem Blauen Salamander nachgedacht, dass man sich nicht zu lange außerhalb der Kneipe aufhalten soll, oder man handelt sich Ärger ein. Wenn ich nun aber die Kneipe in Uhdenberg nicht betreten hätte, wo diese sechs am gleichen Abend auch waren, dann hätte ich nun weniger Ärger, so viel steht mal fest.
Wie sortiere ich das alles nur? Mein guter Malavius hätte gesagt: Hagen, wir teilen das erst einmal in zwei Stapel auf. Der eine Stapel enthält, was du sicher weißt, der andere, was du noch herausfinden musst. Also dann …
[Feder, setze einen Titel … Gesichertes Wissen]
Was weiß ich sicher? Sicher ist, dass ich einen Brief von der Anconiterin Hesindia von Donnerbach bekam, der mich nach Uhdenberg geführt hat. Sie ist die Schwester meines Lehrmeisters und sie hat mich um Hilfe gebeten, weil eine ehemalige Schülerin von ihr spurlos verschwunden ist. Rondraja heißt diese Schülerin. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, ist sie mit Kangrosch verwandt; sie ist seine Schwester. Eine von elf Schwestern, kannste dir nicht ausdenken! Jedenfalls konnte ich mein großes Maul nicht halten und habe Hesindia versprochen, dass ich alles tun werde, um die Gesuchte zu finden. Tja, knietief in der Scheiße, nicht wahr, du dumme Feder?
Sicher ist auch, dass mir Hesindia einen Brief von Rondraja übergeben hat. Darin steht … wart mal, wo hab ich das Ding nur wieder, ah ja, so … also, darin schreibt sie: „Gerade schicke ich mich an, gegen einen Feind anzugehen, dem ich mit meiner bescheidenen Kraft kaum etwas entgegenzusetzen habe. Ich muss es versuchen, damit das kleine Volk, das mich so viel lehrte, nicht noch mehr zu Schaden kommt.“ Unterschrieben hat sie mit „Eule vom Rathil“. Vielleicht sollte ich Kangrosch auf diesen Namen ansprechen? Bevor der das Sprechen ganz verlernt … [unleserliches Gekritzel]
Wie dem auch sei … Drei Monate ist die Gute verschwunden. Viel wissen wir nicht. Wir haben erfahren, dass sie irgendwo hier oben einen Schrein für Peraine errichten wollte, dass sie sich eine besondere, elfische Schnitzerei anfertigen ließ, dass sie Heilkräuter mitgenommen und ungewöhnliche Blüten bei den Therbuniten abgegeben hat und dass sie in Begleitung von einem Zwergen war. Dieser Zwerg ist der Vetter von Aurinosch. Bei den Zwergen muss man da vorsichtig sein – ein Vetter von Aurinosch. Trotzdem sind das ganz schön viele zufällige Verstrickungen. Pergamosch heißt dieser Prospektor. Er hat von einer großen Heldentat geredet, die ihn berühmt machen werde. Entweder ist das einer von Bartofix Art, der ständig große Worte macht und angehimmelt werden will. Oder er hatte wirklich großes vor, als er mit Rondraja zusammen loszog.
Unsere Suche nach ihnen führte uns in die Rote Sichel hinein. Wir erreichten das Hammerwerk von Familie Bargelter, wo Rondraja zuletzt im Ingerimm gesehen wurde. Hier trennte sich die Gruppe für einen Tag. Connar, Gäneholdt und Travian brachen zu ihrer geheimnisvollen Erledigung auf, wir anderen blieben im Hammerwerk. Bald tauchte dort der Waldläufer Rilos auf. Halbtot war er und auf der Flucht. Wir mussten einem Überfall trotzen: Goblins von einem Stamm, der hier eigentlich nichts zu suchen hat, in Begleitung von Vogelweibern. Sie wollten, dass wir den Waldläufer ausliefern. Aber wir haben ihn und die Familie verteidigt, auch ohne Connar, Gänseholdt und den Ritter.
Es ist sicher, dass Rilos vor kurzem mit Rondraja und dem Vetter von Aurinosch zusammen war. Sie wurden aber durch den Angriff von Goblins und Harpyien offenbar an der Adlerspitze getrennt. Das ist der Berg, zu dem wir jetzt unterwegs sind. Oder heißt der Adlerkopf? Muss ich Connar gleich noch mal fragen …
Sicher ist auch, dass es in diesem Zelt entschieden zu wenig zu trinken gibt. Was, hast du das jetzt wieder mitgeschrieben? Willst du mich verhöhnen, Feder? Was kann noch als gesichert gelten? Vorhin haben wir das Lager eines Goblinstammes passiert. Nicht die, die uns angegriffen haben. Andere Goblins. Lungdai Mitdai, wenn ich nicht irre. Travian hat erstaunlich lange mit dem Obergoblin gesprochen, bevor Kangrosch die hutzelige Goblin-Oma abgefüllt hat. Aber ob davon irgendwas wichtig ist, kann ich nicht sagen. Ich habe nur die Hälfte verstanden. Der Name Erkenbrandt fiel. Ich meine mich zu erinnern, dass er mit einem anderen, anscheinend ausgestorbenen Goblinstamm kämpfte. Dann noch irgendwas über das Böse und alle tot oder dergleichen. Aber ist das gesichertes Wissen? Nein, ist es nicht.
[Feder, setze einen Titel … Fragen über Fragen]
Was muss ich noch herausfinden? Dieser Stapel scheint mir ein Turm zu sein … Da ist vor allem dieser verdammte Ring an meinem Finger. Als ich mir heute früh durch die Haare fuhr, war er auf einmal da. Bartofix hat den grünen Stein als Aventurin identifiziert. Das ist der Aves-Stein. Seltsame Schriftzeichen sind in die Fassung graviert. Wie kommt dieser vermaledeite Ring an meinen Finger? Ich glaube nicht an die göttliche Kraft der Zwölfe! Es muss eine andere Erklärung geben.
Dann ist da die Frage: Was haben Connar, Gänseholdt und Travian letzte Nacht gemacht? Sie verschwinden klammheimlich, der Ritter kommt mit dem riesigen Schwert zurück, das von sehr guten Schmieden aus magischem Metall geschmiedet sein soll und ihm in die Hand springt, wenn er eine bestimmte Bewegung macht. Die Gänse-Raute – ha, was für ein Scharlatan der Herr Ritter ist doch ist! Eines Tages werde ich ihn als Hofmagier vorschlagen. In Schossko vielleicht? Aber ich schweife ab. Mehr Disziplin, du dämliche Feder!
Seit ihrer Rückkehr reden die drei von einer Höhle zu Travias Ehren, von Goblins und irgendwelchen uralten Verbindungen zwischen ihren Familien und anderen Familien. Irgendwas von Meeresrauschen war da auch noch. Sie reden und reden – und doch weichen sie aus und verheimlichen uns etwas Wichtiges.
Und was ist mit Bartofix los? Bei unserem Aufstieg heute hat seine Flöte von allein gespielt. Ich kann die Magie spüren, doch ich verstehe sie nicht. Und noch viel merkwürdiger ist Bartofix‘ Verschwinden von heute morgen. Er steht nur kurz vom Tisch auf, begegnet einem geheimnisvollen Mädchen, das keiner kennt und keiner je gesehen hat. Und dann löst er sich plötzlich in Licht und Luft auf, wie es scheint. Ein paar Augenblicke später taucht er wieder auf, verletzt und in anderer Kleidung. Ja, und dann erzählt er uns 100 Geschichten, ohne Zusammenhang … von irgendwelchen Hexen und einem Raben und einem Zant und einem Kampf gegen einen Dämon und großen Pilzen. Ich kriege schon wieder Kopfschmerzen, wenn ich nur versuche, mich daran zu erinnern. Angeblich war er viele Tage unterwegs. In der Zukunft. Kannste dir nicht ausdenken! Und Connars Schwester Kajani ist er begegnet. Connars Augen, als Bartofix die Frau beschrieben hat: Kein Zweifel, dass es wirklich die Schwester war! Aber wie ist das möglich?
Da fällt es ja schon fast nicht mehr ins Gewicht, dass einer von uns glaubt, er fliege als Adler durch die Lüfte. Setzt sich einfach auf den Weg, schließt die Augen und gibt uns dann diesen unglaublichen Bericht. „Ich spähte hinab in mein Reich. Ich spürte die Macht.“ [Unleserliches Gekritzel]
Adler-Visionen, Adler-Kopf, der Adler des Kaiserhofes. Ach, das ist doch alles Unsinn, Hagen! So kommen wir nicht weiter … Fragen über Fragen, doch kaum Antworten …Was hat es mit den leuchtenden Steinen der Götter auf sich, die Pergamosch offenbar gesucht hat? Und was ist das Regenbogen-Portal, von dem Rilos gesprochen hat? War er im Wundfieber oder hat es etwas mit Rondrajas Forschungen und dem kleinen Volk zu tun, von dem sie geschrieben hat? Wir müssen noch so viel herausfinden … Wer zum Henker ist der Uhdenmann?
Ah, hallo Connar. Da bist du ja wieder. Erfolg gehabt?
[1] Auf Anraten von Bergführer Connar haben die Helden etliche Seile, Kletterhaken und Hammer dabei. Das Nachtlager befindet sich ungefähr bei Nummer 6 auf der Karte.
[2] Alle Helden, die für so etwas empfänglich sind, haben durch eine kleine Zeremonie von Travian noch für 12 Stunden einen Extra-Schip zur Verfügung.
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Dirk Otto - 21:08:06 @ DSA