Dirk Otto - Lübeck
Autor und Abenteurer


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15.04.2022

Jeder stirbt für sich allein (D 1976) von Alfred Vohrer

Heute Nachmittag gab es eine Literaturverfilmung: “…Die Leute haben sie uns gebracht; sie konnten sie gar nicht schnell genug loswerden…” Jeder stirbt für sich allein (D 1976) von Alfred Vohrer
 
Um 1940 in Berlin wird der junge Otti Quangel (Alexander Radszun) nach zwei Tagen Urlaub wieder an die Front befohlen. Er verabschiedet sich von seiner Freundin Trudel Baumann (Sylvia Manas), seiner Mutter Anna Quangel (Hildegard Knef) und seinem Vater, dem Werksschreiner Otto Quangel (Carl Raddatz). Kurz darauf fällt Otti in Frankreich und seine Eltern erhalten die Nachricht über seinen Tod. Anna beschuldigt den Führer gegenüber Otto. Trudel überlegt laut, einer Widerstandszelle beizutreten, Anna versucht es Trudel auszureden. Der Hausmeister Emil Borkhausen (Heinz Reincke) überlegt, bei einer jüdischen Witwe einzubrechen. Als er es mit seinen Saufkumpanen versucht, springt sie aus dem Fenster und ist tot. Die Widerstandszelle will die naive Trudel, die von Otti schwanger ist, nicht aufnehmen. Sie will mit Karl Hergesell (Heinz Ehrenfreund) ein neues Leben beginnen. Anna schwelgt über den Verlust ihres Sohnes in Erinnerungen. Sie beginnt auf Postkarten Texte gegen den Führer zu schreiben und zu verbreiten. SS-Obergruppenführer Prall (Hans Korte) gibt dem Kriminalbeamten Kommissar Escherich (Martin Hirthe) und Kriminal-Assistent Schröder (Gerd Böckmann) 14 Tage Zeit, den Verfasser und Verteiler der inzwischen 44 Postkarten zu finden. Der Täter wird bei der Polizei “Der Klabautermann” genannt. Zuhause findet Otto einige der bereits geschriebenen Karten. Als Anna in der S-Bahn eine Postkarte hinterlassen will, wird sie von Otto überrascht. Nach einem ernsten Gepräch der beiden will Otto das Verteilen von Annas Karten übernehmen…

Diese DVD habe ich neulich aus einem Konvolut gezogen. Ich kannte bisher nur den Film “Alone in Berlin” von 2016 mit Brendan Gleeson und Emma Thompson, die die gleiche Geschichte erzählt. Diese Verfilmung mit deutscher Starbesetzung war mir nicht bekannt. Bei der Recherche habe herausgefunden, dass es noch eine dreiteilige SW-DDR Verfilmung von 1970 und eine Verfilmung von 1962 gibt. Und 2004 wurde eine tschechische Version produziert. Die kenne ich alle nicht. Das gleichnamige Buch stammte von Hans Fallada. Mir hatte die Verfilmung anfangs gefallen, weil sie typisch deutsch war. Der Umgangston war sehr rauh und die Berliner Schnautze fand ich gut, obwohl die von der Knef mir etwas auf den Keks ging. Sie overactete auch gelegentlich. Gegenüber “Alone in Berlin” machte Anna, statt Otto den ersten Schritt. Sie stand in diesem Film auch mehr im Mittelpunkt. Die Gestapo war ungewohnt brutal, gegenüber der 2016er Verfilmung, während die Kripo anfangs sogar Verständnis für den “Klabautermann” hatte. Gut hatte mir Heinz Reincke gefallen, der seinen Kumpel ausnehmen wollte. Zum Ende gab es das o.g. Zitat und zeigte, dass 212 verteilte Karten bei der Bevölkerung gar nichts bezweckten. Friedrich G. Beckhaus als der vorsitzender Richter durfte lautstark den abschließenden Schauprozess führen. Absurd fand ich den Verteidiger (Robert Dietl), der sogar die Todesstrafe gegen den Mandanten Otto forderte. Das Abschlussgespräch zwischen dem pensionierten Richter, Kammergerichtsrat Fromm (Rudolf Fernau) und Kriminal-Assistent Schröder fand ich zu aufgesetzt. Zum Ende durfte die Knef noch einmal einen völlig übertrieben Nervenzusammenbruch spielen. (2,5 von 5 Punkte) 

Jeder.jpgJeder stirbt für sich allein (D 1976) von Alfred Vohrer

Dirk Otto - 20:35:24 @ Film